Windmühle Dibbersen |
Ein feiner Kerl (Dibbersen)
Unser zweites Etappenziel Dibbersen-Buchholz erkannten wir schon von Weitem an der mächtigen, schön renovierten Windmühle. Wie viele dieser alten Mühlen wurde auch diese mit Unterstützung eines Vereins renoviert und kann heute für Veranstaltungen aller Art genutzt werden. Bei unserem kleinen Rundgang um das Kulturdenkmal wäre Hannes fast unter die Räder gekommen. „Vorsicht, gehen Sie zur Seite!“, warnte laut ein näherkommender Radfahrer. Im letzten Moment entdeckte Hannes das direkt auf ihn zurasende Seniorenmobil und rettete sich mit einem Sprung ins Gras. Der hochbetagte Fahrer fuhr ohne Reaktion weiter. Der Radfahrer, sein ihn begleitender Schwiegersohn, wie sich herausstellte, entschuldigte sich vielmals. Der alte Herr würde jeden Abend diese Runde mit seinem Elektrowagen machen und sei es nicht gewöhnt, dass hier Menschen auf dem Radweg stünden. Er sei einfach nicht mehr flexibel genug, von seinem üblichen Weg abzuweichen. Er würde deshalb regelmäßig hier die Rosen etwas zurückschneiden und begleite „den Oppa deshalb immer mit dem Rad“, um aufzupassen. Bloß, den Hügel hinauf sei der Oppa immer so schnell…
Übernachtet haben wir in Dibbersen in einer Privatpension. Wir nannten sie das Vogelhaus, denn die Gästezimmer hatten alle Vogelnamen und waren mit passenden Schildchen an den Zimmertüren gekennzeichnet. Es dauerte sehr lange, bis auf unser Klingeln geöffnet wurde. Nachdem wir die Zimmer bezogen hatten, baten wir um eine Flasche Wein, die wir gemütlich im Garten trinken wollten. Wieder dauerte es eine gefühlte Ewigkeit, bis unsere Wirtin mit der Flasche erschien. Hannes nörgelte: „Dieses Haus muss ja einen riesigen Keller haben.“
Frühstück gab es in der Diele. Wir saßen artig mit mehreren älteren Pensionsgästen an kleinen, ordentlich gedeckten Tischchen. Es gab frische Brötchen, Wurst, Käse, Marmelade, Ei – was das Herz begehrte. Was Hannes weniger gefiel, war der große Jagdhund, der offensichtlich zum Sohn unserer Wirtin gehörte und immer mal wieder aus der Küche heraus kaum und durch die Diele spazierte. Damals hatte Hannes noch großen Respekt vor Hunden und konnte sich deshalb nicht so recht auf seinen Teller konzentrieren. Plötzlich war der Bann gebrochen: Der große Hund kam aus der Küche, im Maul ein kariertes Geschirrtuch, das ihm rechts und links aus den Lefzen hing. Die gesamte Frühstücksrunde brach in schallendes Gelächter aus und Herrchen kam aus der Küche: „Ja, unser Hund ist wirklich ein feiner Kerl.“ Hoffen wir, dass er nicht beim Geschirrabtrocknen geholfen hat.
Später fädelten wir uns eine gefühlte Ewigkeit durch die Buchholzer Wohn- und Industriegebiete. Einzig interessante Zufallsentdeckung: das Hotel Hoheluft in Buchholz-Meilsen. In diesem heute unauffälligen Gasthaus, so lesen wir auf einer Messingtafel am Eingang, fanden im April 1945 die Kapitulationsverhandlungen zwischen Briten und Vertretern Nazi-Deutschlands statt, die Hamburg vor der vermutlich vollständigen Zerstörung bewahrten. Dann kommen wir zum Glück doch irgendwann aus dieser Stadt raus und in den Wald und dann wieder in die Heide.
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