Montag, 28. September 2015

Auf geschichtsträchtigem Boden: Von Hannover bis an den Fuß des Sauerlands vom 28. September bis 10. Oktober 2015

Mellendorf – Steinhude – Bad Nenndorf – Bad Münder – Hameln – Linderhof (Sternenberg) –
Lemgo – Paderborn – Detmold – Altenbeken – Willebadessen – Blankenrode –
Marsberg – Kassel



Oktoberfest im Eichkrug Mellendorf





Zimmer mit Meerblick: Von Mellendorf bei Hannover zum Steinhuder Meer

In diesem Jahr konnten wir unsere große E1 Etappe erst spät im Jahr starten. Wir hatten uns deshalb im Vorfeld viele Gedanken über das Wetter gemacht. Würde es Anfang Oktober bereits zu kalt sein? Könnte es passieren, dass wir bei langen Tagesetappen am Schluss im Dunkel wandern müssten? Alles unnötige Befürchtungen. Wir hatten wieder großes Glück mit dem Wetter und haben es immer bei Tageslicht zum Etappenziel geschafft. Ein paar Mal war es zugegebener Maßen bereits etwas dämmerig. In der ersten Wanderwoche waren wir über Mittag sogar im T-Shirt unterwegs. Unser Wandersommer im Oktober!

Wir landeten am 28. September gegen Abend am Flughafen Langenhagen-Hannover und hatten von dort fast sofort S-Bahnanschluss. Nach Mellendorf waren es nur 3 Stationen. Hier wollen wir wieder in den E1 einsteigen. Im vergangenen Jahr hatten wir in Celle aufgehört, das Stück von Celle bis nach Mellendorf würden wir uns schenken.

Wir übernachten Im Gasthof Zum Eichenkrug, dort sind gerade bayerische Wochen und die Gaststube ist voll. Ich will nichts Bayerisches hier im Norden essen und bestelle Sauerfleisch. Die Wirtin erklärt, dass es sich dabei um ein ganz typisches Gericht handelt und bei ihnen nach altem Rezept zubereitet wird. Wie fast immer zahlt es sich aus, etwas Einfaches aus der Region zu bestellen. Das Sauerfleisch stellt sich als eine saftige Schinkensülze mit Bratkartoffeln und selbstgemachter Remouladensoße heraus. Eine gute Wahl. Bei der Buchung übers Internet hatten wir keinen besonderen Eindruck vom Eichkrug gewonnen, vor Ort stellt sich das als Irrtum heraus. Wir genießen den Abend und Hannes gönnt sich zum Abschluss einen köstlichen Nachtisch: Ein duftiges Parfait mit einer Sauerkirsch-Anis-Soße. Wie nett, dass die Wirtin mir gleich eine zweite Gabel mitbringt.

E1 Bank als Gruß für die 1. Etappe

Der nächste Morgen ist noch frisch, wir legen zügig los, denn bis zum Steinhuder Meer sind es gut 37 Kilometer. Es geht über topfebenes Bauernland. Schmale Sträßchen, Wiesen und Felder rechts und links, hellbraunes Milchvieh. Viel Grün, kleine Dörfer. Der Himmel ist ganz blau und hoch, die Viehzäune werden von krummgewachsenen Pfosten gehalten. Es ist ganz flach, wir kommen schnell vorwärts, aber die Füße brennen von harten Auftreten. Als wir das Landgasthaus Meyer in Poggenhagen entdecken, sind wir sehr mehr als froh. Wir sind völlig ausgepowert, ich habe das Gefühl, meine Gesichtsmuskeln nicht mehr bewegen zu können. Brauche dringend einen heißen Kaffee. Hannes will keinen Kaffee, er nimmt lieber ein Bier. Das Gasthaus wird von jungen Besitzern geführt, eine Art Kulturkneipe auf dem flachen Land. Hier übernachten wäre nicht schlecht, wir fühlen uns so entspannt. Aber wir haben schon in Steinhude im Alten Winkel gebucht. Hannes nimmt noch ein Bier. Sind ja nur noch 10 Kilometer. Ein Katzensprung, na ja, ein großer.

Abendstimmung am Steinhuder Meer




Die letzten Kilometer werden zäh. Am Ende müssen wir auch noch die Wohngebiete von Steinhude durchqueren. Viele Ferienwohnungen, Pensionen, Zimmervermietungen. Wohnen hier auch normale Leute? Dann stehen wir am Ufer des Steinhuder Meers, Hannes will sofort ins Hotel, nichts mehr anschauen, nirgends mehr hinsitzen. Ich will wenigstens noch einen Blick auf den großen See werfen, versuche ihn zu überreden und gehe voraus. Hannes kommt mit, hockt sich schweigend auf eine Bank und ist stinksauer. Die Paarbeziehung ist gespannt. Stumm sitzen wir nebeneinander und knipsen ein paar Bilder vom farbenprächtigen herbstlichen Sonnenuntergang am blauen Wasser. Wie gut! Am nächsten Morgen waren alle Farben weg. Dichter Nebel liegt über dem See und versteckt alles hinter dickem Grau.

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